DFG-Projekt "Subjektive Evidenz: Erfahrungswissen von Long-COVID-Patient*innen und klinisch Tätigen"
Projektlaufzeit: 1.10.2021-30.9.2023
Leitung: Prof. Mariacarla Gadebusch Bondio
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Dr. des. Angelika Laumer
Studentische Hilfskräfte: Maximilian Huppertz, Denise Wagner, Michael Boakye
Das Ziel des Projekts ist es, zu prüfen, welche Rolle das Erfahrungswissen von klinisch Tätigen und von COVID-19 Betroffenen für die Destabilisierung klassischer Evidenzhierarchien und für die Restabilisierung von Handlungs- und Orientierungssicherheit andererseits spielt. Die Forscherinnen analysieren zum einen Egozeugnisse, zum anderen qualitative Interviews mit Patient*innen sowie Ärzt*innen. Die Quellen werden nach der Grounded Theory Methodology daraufhin untersucht, wie Betroffene Wissen zu Long-Covid/Post-Covid generieren und damit umgehen, dass es erst wenig evidenzbasiertes Wissen zur Krankheit gibt. Forschungsleitende Fragen sind:
- Wie werden Erfahrungen über Long-COVID kommuniziert und an wen adressiert?
- Worin sehen Ärzt*innen den Wert individueller Erfahrungen und was motiviert sie, diese weiter zu geben; integrieren sie diese Berichte in ihre Behandlung?
- Wie handeln und handelten die Beteiligten in der Sphäre des weitgehenden Nichtwissens?
- Wie wird subjektive, erfahrungsbasierte Evidenz ins Verhältnis zu anderen Formen von Evidenz gesetzt?
- Wie werden sich Interviewte ihrer Situation und ihres Handlungsspielraumes gewahr?
Es ist das Arbeitspaket 2 (Medizin) des DFG-Ergänzungsprojekts „Die Coronakrise: De- und Restabilisierung von Evidenz unter Extrembedingungen“ („Coronakrise & Evidenz“) zusammen mit der Technischen Universität München (AP 1 Wissenschaftssystem, Prof. Ruth Müller, Michael Schönwolff), Universität Augsburg (AP 3 journalistische Berichterstattung in den Massenmedien, Prof. Helena Bilandzic, Prof. Susanne Kinnebrock, Markus Schug) und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (AP 4, Diskurse in sozialen Medien, Prof. Sascha Dickel, Karolin Kornehl) im Rahmen der Forschungsgruppe „Practicing Evidence – Evidencing Practice. Evidenzpraktiken in Wissenschaft, Medizin, Technik und Gesellschaft“ („Evidenzpraktiken“) FOG 2448, Technische Universität München.
Zudem wurde ein Zusatzprojekt aus dem „LongCovid Call“ der Uni Bonn bewilligt, Titel: „Sozialer Sinn und politisches Handeln im Krankenhaus. Eine Oral History der Coronapandemie in Bonn und Uppsala“.
Hier können Sie das Poster und den Flyer der mit dem Projekt assoziierten zertifizierten Fortbildungsveranstaltung für Allgemeinmediziner*innen am UK Bonn herunterladen.
Bisherige Veröffentlichungen:
Gadebusch Bondio, Mariacarla; Laumer, Angelika: Trost und epistemische Wachsamkeit im geteilten Schicksal: wie wounded healers mit Long COVID ringen, in Bulang, Tobias (Hg.): Trost. Beistand, Zuspruch und Trostgründe in der Krise. Im Erscheinen
Mai 2022: Posterpräsentation beim Workshop „Whose Thruths? Whose Facts? Cultures of Evidence Beyond and Across Academic Disciplines“, Deutsch-Italienisches Zentrum für den europäischen Dialog, Villa Vigoni, Italien.