Projekte

Aktuelle Projekte

  • Forschungsgruppe 2448 | Practicing Evidence- Evidencing Practice

    https://www.evidenzpraktiken-dfg.tum.de

    TP1: Die Kritik an der Evidenzbasierten Medizin und die Diversifizierung medizinischer Evidenzpraktiken

    Prof. Dr. Dr. Mariacarla Gadebusch Bondio, Dr. Saana Jukola (2020-2022), Emilia Lehmann M.D. (2022-2024)In der ersten Projektphase untersuchten wir, wie im Rahmen der Personalisierten Medizin digitale Formen der Patientenpartizipation die Erzeugung von Evidenz verändert haben. Darauf aufbauend liegt der Fokus in der zweiten Phase auf der Kritik an der Evidenzbasierten Medizin (EBM). Nach ihrem Durchbruch 1992 avancierte die EBM als die wissenschaftliche und didaktische Methode zum epistemischen Paradigma: klinische Forschungs- und Entscheidungsprozesse sind seitdem diesem Evidenzregime verpflichtet. Innerhalb der letzten drei Dekaden kam es jedoch wiederholt zu destabilisierenden Kritiken, die einen neuen Höhepunkt in den letzten Jahren erreichten. Die Personalisierte Medizin trug entscheidend zur „Evidenz-Krise“ bei. Das vorliegende Projekt widmet sich der historischen Rekonstruktion der EBM-Kritik in der englisch- sowie deutschsprachigen medizinischen Kultur und analysiert ihre ethischen Implikationen. Inzwischen gehört es zu den Qualitätsmerkmalen von klinischer Forschung und Praxis, den Standards der EBM zu entsprechen und gemäß den EBM-basierten Leitlinien zu handeln. Von dieser Adhärenz hängen professioneller Erfolg und der Zugang zu medizinischen peer-reviewed Journals ab. Die Folge: EBM ist hoch normativ geworden. Evidenz wird aber von Disziplinen, in denen die Erfüllung der EBM-Standards schwierig ist, als problematisch erlebt.

    Das Projekt untersucht, wie das Verhältnis zur Evidenz in der fachspezifischen medizinischen sowie medizinphilosophischen bzw. -ethischen Literatur diskutiert wurde und wird. Insbesondere soll geprüft werden, welche Evidenzpraktiken Disziplinen pflegen, in denen die hegemoniale Evidenzhierarchie der EBM nicht anwendbar ist. Konkreter: Wie können bspw. Trägerinnen der BRCA1- bzw. BRCA2-Mutation gute therapeutische Entscheidungen treffen, wenn die ihnen vorliegenden Studienergebnisse „evidenzarm“ sind? Wie stehen Chirurg_innen zum epistemischen Wert ihrer i.d.R. nicht randomisierbaren Studien? In bestimmten Bereichen wie im Falle seltener Erkrankungen kritisieren Patient_innen selbst die EBM-Standards und initiieren alternative Formen der Evidenzerzeugung, die als „real-world evidence“ etikettiert werden. Eine solche sich als komplementär verstehende Evidenz genießt in den Fachkreisen der institutionalisierten Medizin geringe Akzeptanz. Sie wird von Ärzt_Innen eher als destabilisierend empfunden. Könnte aber nicht gerade die „real-world evidence“ dazu beitragen, die in die Krise geratene EBM zu restabilisieren? Unsere Forschungshypothese ist, dass gestärkt durch eine graduelle und den einzelnen Disziplinen besser entsprechende Modulierung der Evidenzstandards die EBM einige ihrer Schwachstellen überwinden könnte. Zu den Zielen unseres Projektes gehört die kontextsensible Analyse der Dynamiken von Destabilisierung und Restabilisierung von medizinischer Evidenz. Diese verspricht, Modi der Erzeugung alternativer Evidenz ethisch und epistemisch auszuloten und somit ein dringendes Forschungsdesiderat aufzugreifen.

  • AP4: Die De- und Restabilisierung von Evidenz in der Coronakrise

    Prof. Dr. Helena Bilandzic, Prof. Dr. Sascha Dickel, Prof. Dr. Dr. Mariacarla Gadebusch Bondio, Prof. Dr. Susanne Kinnebrock, Prof. Dr. Ruth Müller, Karolin Kornehl, Angelika Laumer, Markus Schug

    Das Projekt will untersuchen, wie sich die Herstellung, Kommunikation und gesellschaftliche Aushandlung von wissenschaftlicher Evidenz über COVID-19 unter den Bedingungen der Coronakrise vollziehen. Die rasche Verbreitung von COVID-19 und der damit verbundene Handlungs- und Entscheidungsdruck erhöhen den Bedarf an vertrauenswürdigem wissenschaftlichem Wissen: sich widersprechende Expert*innen, oft korrigierte Zahlen, Statistiken und Empfehlungen und die intensive Medialisierung von Dissens und Konflikten nähren aber auch den Boden für Skepsis gegenüber autorisierten Evidenzquellen. Vor diesem Hintergrund wollen wir in diesem interdisziplinären Projekt der De- und Restabilisierung wissenschaftlicher Evidenz in der Coronakrise nachgehen. Dabei untersuchen wir vier zentrale Arenen der Aushandlung von Evidenz zu COVID-19 (die wissenschaftliche Forschung, die medizinische Praxis, den Wissenschaftsjournalismus und die sozialen Medien) und bündeln dabei die Kompetenzen von vier Forschungsbereichen (Wissenschaftsforschung, Medizinethik, Kommunikationswissenschaft und Soziologie). Dies erlaubt es uns, die Evidenzdynamiken in diesen Arenen und, ganz wesentlich, ihre Interaktionen in der De- und Restabilisierung von Evidenz zu untersuchen. Die Integration des Projekts in die DFG-Forschungsgruppe „Evidenzpraktiken“ ermöglicht es uns darüber hinaus, zu erforschen, was am Umgang mit Evidenz unter den Bedingungen der Coronakrise neuartig ist und wo sich Kontinuitäten zu anderen Evidenzkonflikten in gegenwärtigen Wissensgesellschaften konstatieren lassen.

    https://www.evidenzpraktiken-dfg.tum.de/

  • Philosophisch-ethisches Teilprojekt des Verbund-Forschungsprojekts „NANoSoGT - Normative Assessment of Novel Somatic Genomic Therapies“ (Normative Analyse neuer somatischer genomischer Therapien). Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Wissenschaftlicher Leiter Prof. Dr. med. Dr. phil. Thomas Heinemann; Wissenschaftliche Mitarbeiterin Johanna Risse MA; Wissenschaftliche Hilfskräfte Merlin Krzemien, BA, und Jan Schnalke, BA. Weitere Informationen in der Projektbeschreibung.
  • Editionsprojekt „Die philosophischen Grundlagen der Medizin – Digitale kritische Edition des Conciliator (Differentiae 1 bis 10) des Petrus von Abano“. Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Projektnummer 470012850. In Kooperation mit dem Cologne Center for eHumanities (CCeH), Universität zu Köln. Projektleiter Dr. Christian Kaiser; Wissenschaftliche Mitarbeiter Sebastian Gassmann und Oliver Maximilian Schrader, M.A.; Wissenschaftliche Hilfskraft Rebecca Schleuß, B.A. Weitere Informationen in der Projektbeschreibung.
  • DFG-Projekt „Subjektive Evidenz: Erfahrungswissen von Long-COVID-Patient*innen und klinisch Tätigen“ (im Rahmen des Folgeprojekts „Die De- und Restabilisierung von Evidenz in der Coronakrise“ der Forschungsgruppe „Evidenzpraktiken in Wissenschaft, Medizin, Technik und Gesellschaft“ (FOG 2248). Leitung Prof. Mariacarla Gadebusch Bondio; Wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. des. Angelika Laumer. Studentische Hilfskräfte Maximilian Huppertz und Denise Wagner. Weitere Informationen in der Projektbeschreibung.
  • Im März 2021 startete das Mentoring-Programm für Wissenschaftlerinnen der kongolesischen Université Evangelique en Afrique (UEA) in Kooperation mit der Universität Bonn. Initiiert wurde dieses Kooperationsprogramm von der Bonner Biochemikerin Prof. i. R. Dr. Brigitte Schmitz, die sich für die Mediziner*innen-Ausbildung im Kongo engagiert. Die Idee, ein Mentoring-Programm für Nachwuchswissenschaftlerinnen zu etablieren, entstand in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen des ‚Centre  d´Excellence Denis Mukwege‘. Das 2019 an der UEA entstandene Zentrum ist nach dem kongolesischen Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege benannt, der sich für die gynäkologische und psychologische Behandlung von Kindern, Mädchen und Frauen einsetzt, welche als Opfer sexueller Kriegsgewalt brutale Vergewaltigungen und Genitalverstümmelungen erlitten haben. Das Mentoring-Kooperationsprogramm wurde von Prof. Schmitz, Dr. Martina Pottek, Berit Stoppa, der Prorektorin für Internationales Prof. Dr. Birgit Ulrike Münch und Prof. Dr. Dr. Mariacarla Gadebusch Bondio konzipiert und mit den Kolleginnen der UEA bei der DAAD erfolgreich beantragt. Die Finanzierung erfolgte durch das Referat Menschenrechte/Genderfragen des Auswärtigen Amtes im Rahmen der Förderlinie Division 006 für Menschenrechte. Die Auftaktveranstaltung an der UEA wurde von Professorin Germaine Furaha, der Leiterin des Centre d´Excellence Denis Mukwege, am 9. März 2021 eröffnet.
  • DFG-Sonderforschungsbereich 1369 „Vigilanzkulturen. Transformationen – Räume – Techniken“; Sprecher: Prof. Dr. Arndt Brendecke / Teilprojekt C02: „Vigilanz als Ideal, Strategie und Methode in der medizinischen Kultur der Vormoderne“; Teilprojektleiterin: Prof. Dr. Mariacarla Gadebusch Bondio; Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Benedetta Chizzolini, MA
    Mehr Informationen:
  • DFG-Forschungsgruppe 2448 „Evidenzpraktiken in Wissenschaft, Medizin, Technik und Gesellschaft“; Sprecherinnen: Prof. Dr. Karin Zachmann und Prof. Dr. Mariacarla Gadebusch Bondio / Teilprojekt 1: „Die Kritik an der Evidenzbasierten Medizin und die Diversifizierung medizinischer Evidenzpraktiken“; Teilprojektleiterin: Prof. Dr. Mariacarla Gadebusch Bondio; Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Emilia Lehmann-Solomatin; Studentische Hilfskraft: Kim Friele
    Mehr Informationen: http://www.evidenzpraktiken-dfg.tum.de

Abgeschlossene Projekte

  • DFG-Forschergruppe „Natur in politischen Ordnungsentwürfen: Antike – Mittelalter – Frühe Neuzeit“(FOR 1986); Sprecher: Prof. Dr. Beate Kellner und Prof. Dr. Andreas Höfele / Teilprojekt 7: „Medicus politicus – ärztliche Entwürfe zum Schutz und zur Verbesserung der menschlichen Natur in Zeiten der Krise“; Teilprojektleiterin: Prof. Dr. Mariacarla Gadebusch Bondio; Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Manuel Förg, M.A.; Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Katharina-Luise Link, M.A.
    Mehr Informationen: http://www.for1986.uni-muenchen.de/index.html
  • Forschungsverbund ForGenderCare (gefördert vom Freistaat Bayern); Sprecherinnen: Prof. Dr. Irene Villa und Prof. Dr. Barbara Thiessen / Teilprojekt 2: „Die Sorge um die Fürsorge: bis zum Ende über sich verfügen... Geschlechterspezifische Vorstellungen von Autonomie, Verantwortung und Vulnerabilität“; Teilprojektleiterinnen: Prof. Dr. Mariacarla Gadebusch Bondio und Prof. Dr. Susanne Kinnebrock
    Mehr Informationen:
    http://www.forgendercare.de/home/
    Abschlussbericht
  • DFG-Projekt „Homo perfectus – medical utopias and practices in dealing with nature“ (GA 1086/7-1) (Januar 2017 bis Dezember 2019); Leitung: Prof. Dr. Mariacarla Gadebusch Bondio; Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Prof. Dr. Kay Jankrift; Wissenschaftliche Hilfskraft: Katharina-Luise Link, M.A.
  • DFG-Projekt „Gabriele Zerbis De cautelis medicorum opus perutile (1495). Zur Genese und Entwicklung des Achtsamkeitstopos in der medizinischen Ethik“ (GA 1086/3-1;) Projektleitung: Prof. Dr. Mariacarla Gadebusch Bondio
  • Deutsch-französisches DFG-Programm in den Geistes- und Sozialwissenschaften: Errors and mistakes – a cultural history of fallibility (Faillibilité et culture des erreurs dans la médecine. Aspects historiques, épistémologiques et éthiques, 1500-1650 (GA 1086/6-1 ; 2011-2014)) Projektmanagement: Mariacarla Gadebusch Bondio (Deutschland), Roberto Poma (Frankreich)
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